Wein als Geschenk: Edle Geste mit Tücken

Ob liebevoll verpackt unter dem geschmückten Weihnachtsbaum, als besonderes Geschenk zum runden Geburtstag oder als kleines Mitbringsel; das mit dem Wein schenken finde ich so eine Sache. Denn nicht selten wird noch schnell irgendeine Flasche mit einem halbwegs schönen Etikett aus dem Reduit eingepackt, die man nicht einmal für sich selbst gerne öffnen möchte. Glänzende Äuglein bei der beschenkten Person? Fehlanzeige.

Ähnlich wie bei einem Parfüm ist es essenziell, die persönlichen Vorlieben des Gegenübers zu kennen. Die Person steht gerne am Herd und zaubert aufwändige Menüs? Dann wäre ein Familienrezept mit einem dazu passenden Wein eine Idee. Oder ein samtig-weicher Cabernet Franc aus dem Loire-Tal wäre eine wunderbare Ergänzung zu einem fesselnden Buch. Als Apérofreund empfehle ich auch gerne einen Spätlese-Riesling zu einem französischen Brie de Melun. So fein!

Natürlich, beim ersten Treffen mit den Schwiegereltern kennt man deren Präferenzen noch nicht. Falls Sie in solchen Situationen in der Regel mit einem teuren Champagner liebäugeln – kaufen Sie lieber eine Flasche Ihres regionalen Lieblingsweinguts und teilen Sie bei der Geschenkübergabe persönliche Anekdoten zu Rebsorte und Stilistik. Das kommt an.

Und machen Sie sich bitte auch gleich frei von der Erwartung, dass ein geschenkter Wein sofort geöffnet werden muss. Die Person, die beschenkt wird, entscheidet, wann diesem Fläschchen der Zapfen gezogen wird. Übrigens: Wenn ich einen hochwertigen Wein mit Potenzial verschenke, lege ich in der Regel noch eine handgeschriebene Notiz bei und weise dabei auf die optimalen Lagerungsbedingungen und den ungefähren Genusszeitpunkt hin. Kleine Geste, grosse Wirkung.

Nun noch zum vermeintlichen Non-Plus-Ultra-Weingeschenk: dem Jahrgangswein. Je nach Geburtsjahr greift man da schon mal etwas tiefer in die Tasche. Ob sich der Genuss damit potenziert, ist – wie immer – Geschmackssache. Lassen Sie sich bei der Wahl einer solchen Rarität gerne beraten. Dasselbe gilt auch, wenn Sie Neo-Eltern oder Frischvermählten einen Wein des aktuellen Jahrgangs schenken möchten. Denn vielleicht erinnern Sie sich: Nur (sehr) wenige Weine überleben mehrere Jahrzehnte in einem temperierten Keller. Wäre ja schade ums Geld.

In diesem Sinne: Verschenken Sie Weine mit Herz und einer persönlichen Note. Da sind nicht nur Freude und Genuss garantiert. Sondern eben auch glänzende Äuglein.

Dieser Journalbeitrag ist in gekürzter Form in unserer Weinkolumne in der Coop Zeitung erschienen