Der wohlverdiente Sommerurlaub rückt in greifbare Nähe. Ich reise dieses Jahr mit dem Zug an die Westküste Englands. Dies hat zwei Vorteile. Einerseits dankt die Umwelt, andererseits mein Portemonnaie. Denn der Grosseinkauf der liebsten Ferienweine beschränkt sich aufs Minimum. Es ist jetzt nicht so, dass das Vereinigte Königreich mit renommierten Weingütern aufwartet, aber who knows?
Denke ich an vergangene Reisen zurück, so blitzen bei mir nicht bloss kitschige Sonnenuntergänge auf. Auch erinnere ich mich an das eine oder andere Weinfiasko. Vielleicht kennen Sie das: Der Wein, der im Urlaub so himmlisch schmeckte, verliert in den eigenen vier Wänden plötzlich seinen Zauber. Ob Sie einen Wein mögen oder nicht, ist in den meisten Fällen nicht bloss von dessen Geschmack abhängig. Wir werden tagtäglich von unterschiedlichsten Eindrücken beeinflusst, auch beim Weingenuss. Da spielen die Stimmung, das Wetter, das Essen, die Menschen oder die Umgebung eine entscheidende Rolle. Seien Sie sich dessen beim nächsten Ferien-Schnäppchen bewusst.
Sie verbringen eine Woche in der Toskana, im Rioja-Gebiet oder in Südfrankreich? Da könnte ich wohl auch kaum widerstehen und würde mir die eine oder andere Kiste ins Auto hieven. Hier gilt jedoch Obacht: Auto heiss? Wein tot! Im Sommer verwandelt sich das eigene Gefährt nämlich schnell zur Sauna; da kann eine Kühlbox eine lebensrettende Investition sein. Lohnenswert ist es auch, sich abseits der namhaften Weingüter umzuschauen. Die kleinen, meist familiengeführten Betriebe bieten oft charaktervolle Weine zu fairen Preisen, die man im Supermarkt vergeblich sucht. Da hat man gleich einen persönlicheren Bezug.
Nun, auch wenn ich mir schon einige Male die Finger verbrannt habe, die Liebe zu neuen Tropfen bleibt. Hier eine Empfehlung aussprechen? Lieber nicht. Denn für mich sind diese Weine nicht bloss ein Ferienmitbringsel. Ein Schluck genügt, und all die wunderbaren Erinnerungen sind wieder da – und das, auch wenn der Wein (vermeintlich) anders schmeckt. Mein Fazit? Der Sommerurlaub ist die ideale Zeit, um neue Geschmackswelten und Weinkulturen zu erkunden – ganz egal, ob Sie sich noch die eine oder andere Flasche für Zuhause einpacken.
Dieser Journalbeitrag ist in gekürzter Form in unserer Weinkolumne in der Coop Zeitung erschienen




