Schaumweine: Mehr als nur zum Anstossen

Schaumweine werden in aller Regel zum Anstossen serviert – am Geburtstag der besten Freundin, bei der steifen Firmenfeier oder an der eher zähen Taufe des Lieblingsenkels. Klar, kann man machen. Doch ehrlich: Franciacorta, Sekt und Cava glänzen für mich fast noch mehr zu Pommes, Tatar oder Kartoffelstock. Höchste Zeit also, die Bubbles vom Apérotisch auf die Speisekarte zu heben.

Ich sag’s geradeheraus: Schaumweine ergänzen viele Gerichte besser als so mancher gut gekühlte Weisse oder ein müder Roter. Die Kombination aus blubbernder Perlage, lebendiger Frische und aromatischer Vielschichtigkeit ist in Verbindung mit Butter, Fett oder Salz für mich schlicht unschlagbar. Klar, zum Trüffelrisotto passt auch ein schöner Chardonnay. Aber: Die wahre Magie eines gelungenen Pairings entsteht erst dann, wenn durch die Kombination neue Geschmacksebenen entstehen, die den Genuss nicht nur begleiten, sondern intensivieren.

Warum also nicht einmal experimentieren? Probieren Sie zum klassischen Risotto ein Glas leicht gereiften Crémant de Bourgogne. Seine feine Nussigkeit verschmilzt fast schon mit dem frischen Trüffel – ein Gedicht.

Und weil die Welt der Sprudelweine nahezu unendlich ist, geht’s gleich weiter: Champagner funktioniert (fast) immer – besonders zu gebratenem Thunfisch oder einer Portion Köttbullar mit Preiselbeersauce. Sie mögen asiatische Küche? Dann greifen Sie zu meiner Geheimwaffe: einem Blanc de Blanc, demi-sec natürlich. Die dezente Restsüsse im Zusammenspiel mit kräftiger Sojasauce oder Gochujang ist für mich ein echtes Power-Pärchen.

Ich könnte jetzt noch dutzende Rezeptideen auflisten – aber das wäre nicht der Punkt. Mir geht es darum, Ihnen Mut zu machen. Trauen Sie Schaumweinen aus Nah und Fern mehr zu. Und teurer ist dabei nicht automatisch besser: Auch ein schlichter Prosecco passt wunderbar zu fettreichen Gerichten. Und vergessen Sie bitte nicht die Rosé-Schaumweine – vom luxuriösen Rosé-Champagner bis hin zu den Prosecco-Rosés, die seit 2019 frischen Wind in die Szene bringen. In diesem Sinne: Gut Sprudel!

Dieser Journalbeitrag ist in gekürzter Form in unserer Weinkolumne in der Coop Zeitung erschienen